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Anker 9

Lustige Geschichten aus Eilpe

und Umgebung die sich so oder so ähnlich zugetragen haben sollen.

Vi spigget links

Der Elch von Eilpe

Mit Auszügen aus dem Heimatbuch -Hagen einst und jetzt- von Minken ut Eilpe

 

Wildfleisch ist besonders mager und gesund. Für unsere Vorfahren war es ein Fest, wenn sie ein Wildtier erlegten. Das Mahl gab Kraft und war eine willkommene Abwechslung auf dem ansonsten eintönigen Speiseplan. Das dachten sich auch einige Eilper Jäger. Ein bekannter Eilper hatte in Ostpreußen eine Jagd gepachtet, beim Jägerstammtisch dachten sich seine Jagdkollegen einen netten Witz aus. Sie verbreiteten, dass der abwesende Freund einen riesigen Elch geschossen hätte und er zu seinen guten Freunden, in der Heimat, eine große 20 Pfund schwere Elchkeule abgesandt habe. Man fragte den Wirt von Haus Fischer in Delstern, ob er wohl diese Elchkeule zubereiten könne. Der Wirt bejahte dieses und am nächsten Tag wurde eine schöne große Elchkeule abgegeben. Der Wirt gab sich alle Mühe abends einen hervorragenden Elchbraten auf den Tisch zu bringen.

Die Tische wurden mit feinem Porzellan geschmückt und der Braten einer honorigen Eilper Gesellschaft serviert. Ganz andächtig futterte man Elch, als ob man seit Wochen nichts zu essen bekommen hätte. Allen Gästen schmeckte es hervorragend, manch einer vertilgte sogar die doppelte Portion. Es schmeckte so famos, dass kein Soße Tröpfchen auf dem Teller blieb. Vollgenudelt und mit einigen Bierchen vollgepumpt ging man nachhause.

 Irgendwie sickerte es dann durch. Der schmackhafte Elch war in Wirklichkeit ein Pferdebollen, man hatte wirklich Trabtrab geschmaust. Der Wirt beteuerte, dass er von alldem nichts gewusst habe und zerschmetterte das gesamte Porzellan auf dem der „Elch“ serviert wurde.

Dieses Ereignis spiegelte sich auch im Hagener Karneval wieder. Im Brüningschen-Saal (später Atrium Kino) führte man, zur großen Belustigung der Karnevalisten ein Pferd mit einem aufgebundenen Elchgeweih hinein. Im Karnevalszug 1938 stellte man das Elchessen, das in Delstern passierte dar. Weil nicht alle Hagener von dieser Geschichte wussten, verteilte man folgendes Gedicht:

 

In Delstern ist ein Ding passiert,

Ei, ei, ei, ei,

Darob sich jeder amüsiert

Ei, ei, ei, ei,

Von Prominenten wurd‘ verzehrt

Ei, ei, ei, ei

Als Elch ein saftiges Stück vom Pferd

O wei, Oh wei!

Dann die Blamag von der Geschicht

Ei, ei, ei, ei,

War für die Jäger fürchterlich

Ei, ei, ei, ei,

Auf Elch, da gibt es keine Hetz

Ei, ei, ei, ei, ei,

Der steht ja unter Schutzgesetz

Oh wie, Oh weih!

 

 

 

Das weiße Reh am roten Hirsch

 

Die alten Eilper kennen noch das Wirtshaus zum Hirsch in der oberen Selbecke. Hier rann so mancher halbe Liter durch die durstigen Kehlen. Die meisten Gäste waren Stammgäste, die nach getaner Arbeit den Tag fröhlich ausklingen ließen. Dieses Lokal besuchte auch, mehr oder weniger regelmäßig der Eilper Fritz. Fritz war wie sein Vater ein leidenschaftlicher Jäger. Eines Tages fragten ihn die Stammgäste, ob er denn schon einmal ein weißes Reh erlegt hätte. „Weiße Rehe sind äußerst selten, die schießt man nicht so leicht“ antwortete Fritz. Im Übrigen gebe es hier auch keine weißen Rehe, er müsste es ja wissen. „Doch doch hier im Wald, nicht weit vom Haus entfernt, zeigt sich täglich regelmäßig ein weißes Reh" und wenn er das nicht glauben würde wären sie bereit ihm die Stelle zu zeigen, an dem das Reh äst. Das wollte sich Fritz nicht entgehen lassen. Sie gingen gemeinsam hinaus und sahen tatsächlich das weiße Fell durch die Bäume schimmern. Jetzt war Fritz nicht mehr zu halten. „Ik go vortens nach Huse und houl mein Püster“ (Ich gehe sofort nachhause und hole mein Gewehr). Gesagt getan. Er holte sein Gewehr und schlich sich vorsichtig in eine gute Schuss  Position. Mit einem gekonnten Schuss erlegte er das Tier. Es war die Ziege vom Nachbar.

Die Gäste sollen einen riesen Spaß gehabt haben!

 

 

 

das weiße Reh

Der Gerichtsvollzieher

Furt and Auoge
die goldene Uhr
Die Mettwurst

Furt än Auoge

 

Drei Eilper saßen bei Mary Göpfert in der Gaststätte beim Bier. Unter ihnen auch der Doktor Bönnighof. Zur fortgeschrittener Stunde fragte einer der Herren den Doktor Bönninghof: „Herr Doktor gibt es eigentlich einen Zusammenhang zwischen Auge und Hintern“ Nicht das ich wüsste“ antwortete der Doktor. Darauf antwortete der Eilper: „Dat gloube äck aba doch, äck heff mir van Dage en Haar out dä Furt gezougen, dabe hät min Aouge getränt.“ („Das glaube ich aber doch. Ich habe mir heute ein Haar aus dem Hintern gezogen dabei haben mir die Augen getränt.)

 

 

 

Die Mettwurst

Bericht nach einem noch lebenden Augenzeugen

Hans (Name geändert) hatte schon einige Bierchen geladen, als er mit gehöriger Schlagseite den Tag in der Gasstätte Tanneneck mit einem Absacker beenden wollte. Er bestellte sich noch ein kleines Bierchen und schlief einige Minuten später selig am Tisch ein. Einer der anwesenden Gäste, der dieses mitbekommen hatte, fragte die Wirtin Frau Hoyer, ob sie denn wohl noch eine von ihren leckeren geräucherten Mettwürstchen für ihn hätte. Frau Hoyer brachte ihm die gewünschte Wurst. Der nahm die Mettwurst und band sie gekonnt mit einem Faden an dem Hosenstall von Hans welcher noch tief und feste schlief. Nach einiger Zeit wollte das reichlich getrunken Bier wieder hinaus aus dem Körper.  Blase war voll und drückte. Also machte sich Hans auf den Weg zur Toilette um sich zu entleeren. Nach kurzer Zeit kam er verständnislos mit dem Kopf schüttelnd wieder zurück in die Gaststube und sagte:

 „Nee nee, äck kann maaken watt äck will. Äck hollen nooch links, äck hollen nooch rächts, aber äck piss mi immer inne Büchse!“ (Ich halte ihn nach links, ich halte ihn nach rechts, aber ich pinkel mir immer in die Hose.)

 

 

 

Die goldene Uhr

Nach Auszügen aus der Hagener Sportpresse 1934

 

Turnen, Ringen und Stemmen gehörte in den Anfangsjahren des Sports zusammen. Diese Übungen wurden auch in Eilpe fleißig geübt.

 

In Hagen hatte seinerzeit ein Zirkus seine Zelte aufgeschlagen. Es soll der Zirkus Althoff gewesen sein. Es wurde durch Plakate bekannt gegeben, das in dem Zirkus ein bekannter Ringer sei. Es hieß, wer den Ringer besiegen könne erhalte eine sehr schöne Uhr. Einige Eilper aus den Turnvereinen, allen voran der Turner Lui Osthoff waren auch vor Ort und waren gespannt, wer sich mit dem Ringer messen würde. Der Zirkusringer stand siegessicher in der Mitte der Arena, die Arme verschränkt, ein sehr kräftiger und muskulöser Mann.

 Der Besitzer Althoff erklärte noch einmal, dass der Sieger eine wunderschöne Uhr bekomme. Keiner meldete sich. Da erklang plötzlich eine Stimme: "Lui, zum Donnerkiel, goh da raw, büst bang vöi dem Kehl?" (Lui, zum Donnerwetter, gehe da runter, bist du bange vor dem Kerl? "Eck daut datt nitt!" (Ich tue das nicht!) Der Ringer stand da mit einem schadenfrohen Grinsen im Gesicht. Da tönte es wieder: "Gäist du jetz nitt unn päckes dänn Kähl, dann dräige wie da runter." (Gehst du jetzt nicht, dann tragen wir dich darunter. Und Lui ließ sich bedröhlen. Er ging hinunter. Er hatte nur seinen Zivilanzug an. Es gab einen riesen Applaus, als sich beide gegenüberstanden. Lui Osthof zog seine Jacke und Weste aus und stand da im Netzhemd. Der fremde Ringer trat etwas zurück, um die sehnige Figur die vor ihm stand besser einzuschätzen. Ein erbitterter Kampf entstand. Aber es dauerte keine 2 Minuten, da hatte der kleine Osthoff den Ringer auf dem Rücken. Riesen Beifall der Eilper und der Ruf: „Lui du krist dä Uhr.“ (Lui du bekommst die Uhr.) Aber alle hatten sich zu früh gefreut. Der Ringer behauptete er wäre nicht regelgerecht geworfen worden. Also auf ein Neues! Lui packte wieder zu und legte diesmal kunstgerecht den Gegner auf beide Schultern.

 Den daraufhin anfallenden Jubel kann man sich gut vorstellen, allen voran die Eilper. Lui Osthoff wollte sich nun die versprochene Uhr abholen. Aber es war keine da, der Besitzer hatte es nicht für möglich gehalten, dass sein Ringer jemals verlieren würde. Es entstand ein großer Tumult, bis ein Eilper seine Stimme erhob und alles übertönte: “Giätt hä de Uhr nitt rute, goff vi im Piärestoll und naimt en Päidt mett“. (Gib der die Uhr nicht heraus gehen wir in den Pferdestall und nehmen ein Pferd mit.) Der Besitzer Althoff gab nach und kaufte eine Uhr welche sich Lui Osthoff am nächsten Tag abholen konnte. Die Eilper aber zogen singend nach Eilpe zurück.

Vi spigget links
Gerichtsvollzieher
Kirchenbesuch

Vi spigget links

Von Karl Schaub

 

Vi kommt von Eilpe hiär,

Vi goht düur Wind und Wiär.

Richtut in de Welt tau jeder Tie.

Kän Arbeit geschügget, kän Nied, kän Striet.

Kän Kaiser, kän Küenig hät so viel Stolt!

Kän Wörtken tevell dat Hiärte voll Gold.

En eiken Praken, en Rängel Wuorst,

Dän Haut im Nacken, vörnrut dä Buorst.

Wat kosset Hagen, wat kosset dat Dings?

Vi sinn von Eilpe, vi spigget links!

 

Vi kommt von Eilpe hiär,

Vi goht düur Wind und Wiär.

Det Muorgens tau Stunne, krigel, vull Maut

Dä Blosbalg schnüwet, dat Isen wurd rout.

Vi schlott ob de Amboß, de Funken dä fleiget,

Vom Water dä Riär und der Schliepstein sik draiget.

Gehäuptet vom Water sind unsere Dieke.

Sou stolt is kän Kaiser in seinem Rieke!

Wat kosset Hagen, wat kosset dat Dings?

Vi sinn von Eilpe, vi spigget links!

 

 

Wir spucken links

Übersetzung Eilper Junge

 

Wir kommen von Eilpe her,

Wir gehen durch Wind und Wetter.

Geradeaus in die Welt zu jeder Zeit;

Keine Arbeit gescheut, kein Neid, kein Streit.

Kein Kaiser, kein König hat so viel Stolz!

Kein Wörtchen zu viel, das Herz aus Gold.

Ein Eichenstock, ein Kringel Wurst;

Den Hut im Nacken, vorn heraus die Brust.

Was kostet Hagen, was kostet das Ding’s?

Wir sind von Eilpe, wir spucken links!

 

Wir kommen von Eilpe her;

Wir gehen durch Wind und Wetter.

Des morgens zur Stunde, rege und voller Mut;

Der Blasebalg schnauft, das Eisen wird rot.

Wir schlagen auf den Amboss, die Funken die fliegen;

Vom Wasser die Räder und der Schleifstein sich drehen.

Gehäuft voll Wasser sind unsere Teiche.

So stolz ist kein Kaiser in seinem Reiche.

Was kostet Hagen, was kostet das Ding’s?

Wir sind von Eilpe, wir spucken links!

 

 

 

Der Gerichtsvollzieher.

 

Ein Eilper Bauer hatte sich so hoch verschuldet, dass ein Hagener Gerichtvollzieher zur Pfändung auf dem Hof erschien. Es blieb leider nicht bei diesem einen Mal, als der Kuckuckskleber nun wiederholt erschien, bat der Bauer ihn zum Schweinestall. Als der Gerichtsvollzieher vor der Stalltür stand, stieß der Bauer die Tür auf und beförderte ihn mit einen kräftigen Tritt in den Schweinestall und rief ihm hinterher: „Süirge tou Süirge“ (Schweine zu Schweine.) Leider ist nicht bekannt wie die Geschichte ausging.

 

 

 

Kirchenbesuch und Wirtshaus

Auszug aus dem Heimatbuch Eilpe-Delstern-Selbecke

 

Eines Tages traf der damalige Pastor Grawert vor ihrer Wirtschaft Frau Schramm, die Wirtin des Hauses, die dafür bekannt war, keinem die passende Antwort schuldig zu bleiben. Nach der Begrüßung meinte der Pastor: “Liebe Frau Schramm, ich glaube, nach der Konfirmation ihrer Tochter Elli habe ich sie noch nicht wieder in der Kirche gesehen. Und das ist bestimmt schon einige Jahre her.“ Ohne sich lange zu besinnen kam die Antwort:“ Da haben sie recht, Herr Pastor, aber ich habe sie in meiner Wirtschaft überhaupt noch nicht gesehen!“ Damit ließ sie den Pastor stehen und ging ins Haus.

Die abgeschobene Wasserleiche

Der Bürgermeister Kirchhoff von Delstern wurde eines Tages von einem Polizeibeamten aus seinem Dienstzimmer herausgerufen, um eine von der Volme angeschwemmte Leiche in der Höhe der Killing'schen Fabrik in Augenschein zu nehmen. An Ort und Stelle angekommen, staunte der Polizeibeamte nicht wenig, als er sah, wie der Herr Bürgermeister eine Stange ergriff und dann den auf der Uferböschung liegenden Leichnam kurzerhand wieder in die reißende Volme zurückstieß. Als der Tote von den hochgehenden Wogen über das Wehr Richtung Hagen gespült wird, ruft der Bürgermeister: "Nun bin eck mol gespannt, wat se mt di in Hagen anstellt." (Nun bin ich gespannt was die in Hagen damit anstellen.)

 

 Zum Wachmeister gewandt sprach er in hochdeutscher Sprache: "Sie haben nichts gehört und nichts gesehen, verstanden!" Worauf der Polizist in strammer Haltung antwortete: "Verstanden Herr Bürgermeister!" Dann zogen beide ins Amtshaus zurück mit dem beruhigenden Gefühl, von der Gemeinde Schaden abgewehrt zu haben, wie sie es in ihrem Amtseid geschworen hatten.  

die Wasserleiche
Blacky

Blacky der schlaue Hund

Blacky war ein schwarzer Rottweiler der jahrelang auf einem Bauernhof in Eilpe sein zuhause hatte. Werner Dickhut hatte ihn aus dem Tierheim, in jungen Jahren, zu sich geholt. Es war ein Rüde ein männlicher Hund also, der genau wie seine menschlichen Artgenossen gerne ein Weibchen zur Freundin hatte. Man erzählt sich heute noch, dass er nicht wenige Hündinnen in Eilpe verführt hat. Seine liebste Hündin aber, war in Delstern ansässig. Blacky muss wohl stark verliebt gewesen sein, denn er besuchte sie mehrmals in der Woche. Wenn ihn die Sehnsucht packte, schlich er sich aus dem Haus und lief zum Eilper Denkmal. Dort wartete er an der Haltestelle auf die Linie 7 der Hagener Straßenbahn, welche zu dieser Zeit noch durch Hagen fuhr. Ein Blick nach rechts und links, ob auch kein Auto kam und schon sprang der Hund in die Straßenbahn um 2 Stationen weiter die Bahn, als Schwarzfahrer wieder zu verlassen. Die Fahrer kannten Blacky schon und ließen ihn immer mitfahren. Das Schäferstündchen mit der Hündin schien ihm immer sehr viel Kraft zu verleihen, denn den Rückweg bewältigte er immer auf seinen eigenen vier Pfoten. Er fuhr die Strecke nie zurück.

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